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978-3-7084-0592-6
»Literatur speichert Erfahrungen und Empfindungen schneller als die Gene. Sie darf Dinge anders sehen, aussprechen, neu bewerten, Utopien entwerfen, unvernünftig und verrückt sein. Sie darf Dinge zurechtrücken, was gerade ziemlich notwendig zu sein scheint, denn die Welt ist ein übel riechender Schweinetrog geworden, an dem sich ein paar wirkliche dicke Säue laben, die Anlass zur Vermutung geben, der bekannte, oft zitierte Ausspruch der Ingeborg Bachmann sollte eigentlich lauten: In Wahrheit ist der Mensch die Zumutung.«
Franzobels kämpferische Klagenfurter Rede zur Literatur, mit der er die 41. Tage der deutschsprachigen Literatur eröffnete, erteilt dem »Suhlen in der Selbstbefindlichkeit« eine Absage und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um den Zustand der Welt und eine allzu bequeme Haltung zu ihr geht. Gegen diesen »Schweinetrog«, gegen die »Kleingeister und Nationalisten, Europazertrümmerer, Weltzerstörer« macht er die Literatur stark, spricht ihr Substanz und Relevanz zu, fordert aber auch ihr sich Einlassen auf die Welt ...
»Literatur ist Kampf gegen die Verdummung, Herzlosigkeit, Ignoranz, Lustfeindlichkeit, Engstirnigkeit, aber ebenso gegen die Verknechtung durch die Absolutheits- und Wahrheitsalleinbeansprucher. […] Und sie hat die Verantwortung, sich einzulassen auf die Welt. Damit meine ich nicht nur Engagement, das leider oft so krampfhaft verbissen, poesie- und witzlos daherkommt, dass es einem die Zehen aufrollt, weil dem Humor, dieser Religion der Ungläubigen, zu wenig vertraut wird. Sondern ich meine eine Beseelung. Seelenfutter. Eine Geselligkeit mit Lust und Witz, Poesie und Intellekt.«
EDITION MEERAUGE Special
Mit über zwanzig Tuschzeichnungen des Autors
48 Seiten, 18 x 12 cm, frz. Broschur